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Schacheröffnungen lernen: Überblick und Leitfaden

Schacheröffnungen lernen: Überblick und Leitfaden

Soll ich als Schachanfängerin bereits konkrete Schacheröffnungen lernen? Was versteht man unter Schacheröffnungen, welche Eröffnungen gibt es überhaupt und wie sollte ich beim Lernen von Schacheröffnungen am besten vorgehen?

Um diese und weitere Fragen geht es in diesem Artikel. Dabei bekommst du neben einem Überblick über die wichtigsten Schacheröffnungen auch einen Leitfaden an die Hand, wie du Schacheröffnungen lernen kannst und was es dabei zu beachten gilt.

Was sind Schacheröffnungen?

Als Eröffnung bezeichnet man die erste Phase einer Schachpartie. Damit sind die ersten 10 bis 15 Züge gemeint, in denen beide Seiten ihre Figuren entwickeln und auf die nächste Phase – das Mittelspiel – vorbereiten. Je nachdem, welche Züge von Weiß und Schwarz zu Beginn der Partie gespielt werden, ergibt sich ein anderes Eröffnungssystem. Für die gängigsten Zugfolgen haben sich mit der Zeit Namen etabliert, die von Schachspieler:innen verwendet werden, um diese konkrete Schacheröffnung zu beschreiben.

Da die Anfangszüge im Vergleich zum Rest der Partie noch relativ gut vorhersehbar und beeinflussbar sind, lohnt sich das Studium von Schacheröffnungen, was unter anderem auch das Auswendiglernen konkreter Zugfolgen beinhaltet. Erfahrene Schachspieler:innen kennen in der Regel mehrere Schacheröffnungen mit Weiß und Schwarz um je nach Gegner:in variieren zu können. Da sich mit jedem Zug mehrere Optionen für die Gegenseite ergeben und sich die Schacheröffnungen somit in verschiedene Eröffnungsvarianten unterteilen, ist das Lernen von Schacheröffnungen eine zeitintensive Fleißarbeit. Je besser das Niveau, desto weiter und detaillierter reichen meist die Eröffnungskenntnisse und desto schwieriger ist es, die Gegnerin in den ersten Zügen zu überraschen. Als Schachanfänger:in lernt man hingegen noch keine spezifische Schacheröffnung, sondern zunächst die allgemeinen Eröffnungsregeln, die sich auf die Besetzung des Zentrums, die Entwicklung der Figuren und den Schutz des Königs beziehen.

Welche Schacheröffnungen gibt es?

Schach ist ein unfassbar komplexes Spiel, bei dem sich bereits nach wenigen Zügen zahlreiche Zugmöglichkeiten und Stellungsbilder ergeben. Entsprechend groß ist auch die Anzahl der Schacheröffnungen mit einer noch viel größeren Verzweigung an Eröffnungsvarianten.

Kategorisierung der Schacheröffnungen in offene, halboffene und geschlossene Spiele

Clustern lassen sich die Schacheröffnungen in die drei Kategorien offene Spiele, halboffene Spiele und geschlossene Spiele. Diese Kategorisierung ergibt sich aus den Anfangszügen und der Positionierung der Bauern (auch Bauernstruktur genannt).  

Offene Spiele entstehen nach 1.e4 e5, halboffene Spiele zum Beispiel nach 1.e4 c5, 1.e4 c6 oder 1.e4 e6 und geschlossene Spiele nach 1.d4, 1.c4 oder 1.Sf3.

Benennung der Schacheröffnungen und Eröffnungsvarianten

Da Schacheröffnungen nach und nach entstanden sind und mit der Zeit immer wieder neue Varianten entwickelt wurden, gibt es keine einheitliche Benennung der einzelnen Systeme. Manche Schacheröffnungen wurden nach ihrem Erfinder (Reti-Eröffnung) benannt, andere nach dessen Herkunft (Spanisch), andere wiederum nach besonderen Stellungsmerkmalen (Läuferspiel).

Bei den Eröffnungsvarianten wird es dann noch verrückter. Hier trifft man unter anderem auf die Drachen-Variante, die Berliner Verteidigung, das Morra-Gambit und den Grand-Prix-Angriff.

Die bekanntesten Schacheröffnungen

Zu den bekanntesten Schacheröffnungen gehören:

Kategorie

Name

Anfangszüge

Offene Spiele

Italienisch

1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4  

Spanisch

1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5

Königsgambit

1. e4 e5 2. f4

Halboffene Spiele

 

Französisch

1. e4 e6

Caro-Kann

1. e4 c6

Sizilianisch

1. e4 c5

Geschlossene Spiele

Damengambit

1. d4 d5 2. c4

Königsindisch

1. d4 Sf6 2. c4 g6 nebst … d6

Grünfeld-Indisch

1. d4 Sf6 2. c4 g6 nebst … d5

Englisch

1. c4

Réti-Eröffnung

1. Sf3 d5 2. c4

Unregelmäßige Eröffnungen  

Orang-Utan-Eröffnung

1. b4

Larsen-Eröffnung

1. b3

Bird-Eröffnung

1. f4

Quelle: Wikipedia

Wie kann ich Schacheröffnungen lernen?

Der Einstieg in das Lernen von Schacheröffnungen kann ziemlich überwältigend sein, da man zunächst von der Masse an Eröffnungen und Varianten erschlagen wird und nicht weiß, wo und wie man beginnen kann. Deswegen möchte ich dir hier ein paar Tipps und einen Leitfaden an die Hand geben, wie du dich dem Thema nähern kannst.

Schacheröffnungen lernen: Überblick und Auswahl

Zunächst hilft es, sich einen groben Überblick über die Schacheröffnungen und die dazugehörigen Varianten zu verschaffen. Dabei kann die oben abgebildete Tabelle ein erster Anhaltspunkt für dich sein.

Wichtig ist: es gibt nicht die EINE beste Eröffnung, die den anderen Eröffnungen überlegen ist. Je nach individuellen Präferenzen (Spielstil) liegt dem einen die eine Eröffnung, der anderen die andere Zugfolge besser. Denn die Wahl der Eröffnung beeinflusst, ob die Partie eher einen ruhigen, strategischen oder einen wilden, taktischen Verlauf nehmen wird.

Anfänger:innen würde ich empfehlen, eine Eröffnung zu wählen, die viele der gelernten Eröffnungsprinzipien (Zentrumskontrolle, Figurenaktivierung, Königssicherheit) berücksichtigt. Mit Weiß könnte das 1.e4 sein – worauf Schwarz verschiedene Möglichkeiten wie 1…e5 oder 1…c5 hat. Du siehst: bereits hier gibt es einiges zu lernen. Deswegen würde ich mich zu Beginn auf einen ersten Zug (z.B. 1.e4) festlegen und erst später alternative erste Züge (z.B. 1.d4) hinzunehmen.

Wenn du mit den schwarzen Steinen spielst, benötigst du Eröffnungen für die verschiedenen Zugoptionen für Weiß. Also eine Erwiderung auf 1.e4, 1.d4, 1.c4 und so weiter. Zu Beginn deiner Schachkarriere wirst du jedoch am meisten gegen 1.e4 und 1.d4 spielen und kannst dich auf diese beiden Züge konzentrieren.

Mein Tipp: Fang einfach mal mit den gängigen Eröffnungen (z.B. Italienisch) an und eigne dir hier Wissen an. Ganz wichtig: du gehst hier keinen Bund fürs Leben ein und kannst deine Eröffnungen später immer noch ändern oder zusätzliche Varianten lernen. Das Eröffnungstraining wird dir nämlich nicht nur in der spezifischen Eröffnung weiterhelfen, sondern auch dein Schachverständnis insgesamt verbessern.

Schacheröffnungen lernen: Ideen verstehen statt Varianten pauken

Und das bringt mich zum nächsten Tipp: Lerne beim Eröffnungstraining nicht nur die konkreten Züge auswendig, sondern versuche vor allem, die dahinterliegenden Ideen zu verstehen. Dafür ist es hilfreich, mit einer Trainerin zusammenzuarbeiten oder Lehrmaterialien (Bücher, Kurse etc) zu verwenden.

Achte bei der Auswahl deiner Trainingsmaterialien darauf, dass diese Wert auf Erklärungen und Beschreibungen legen und weniger die Zugfolgen in den Vordergrund stellen.

Als Kind habe ich beispielsweise das Buch „Schach für Igel“ sehr gern gemocht, wo ein typischer Aufbau für Schwarz anschaulich beschrieben und die dazugehörigen Ideen (auch im Mittelspiel) umfangreich erklärt wurden.

Leitfragen, die du dir beim Lernen von Schacheröffnungen stellen kannst:

  • Was ist die Grundidee der Eröffnung?
  • Wohin möchte ich meine Figuren optimalerweise entwickeln?
  • Rochiere ich kurz oder lang?
  • Konzentriere ich mein Spiel auf das Zentrum, den Damenflügel oder den Königsflügel?
  • Welche Figuren sollte ich abtauschen, welche besser nicht?
  • Was möchte meine Gegnerin erreichen?
  • In welchen Situationen muss ich von meinem Standardplan abweichen? Und warum?

Schacheröffnungen lernen: Trainingspartien spielen

Unabhängig davon, für welches Medium du dich beim Lernen von deinen ersten Schacheröffnungen entscheidest, ist die praktische Anwendung das wichtigste Trainingselement. Such dir am besten eine Spielpartnerin (online oder offline), mit der du gezielt die neuen Schacheröffnungen üben kannst. Achte darauf, wie wohl du dich in der Anfangsphase der Partie fühlst und ob du stets weißt, was zu tun ist. Wenn das mal nicht der Fall ist, ist das ein guter Ansatzpunkt für den nächsten Schritt – die Partieanalyse.

Schacheröffnungen lernen: Partien analysieren

Vergleiche deine gespielten Trainingspartien mit den Trainingsmaterialien, die du fürs Lernen deiner Schacheröffnungen nutzt. Wo bist du abgewichen? An welchen Stellen waren dir der Aufbau der Figuren und / oder die Pläne nicht mehr klar? Schau dir an, wie du es das nächste Mal besser machen kannst und lerne so nach und nach deine Eröffnungen immer besser kennen und verstehen.

Lies dir hierzu gerne auch den Artikel zur Partieanalyse durch.

Neben deinen eigenen Partien kannst du dir auch Partien von guten Schachspieler:innen anschauen. Es lohnt sich, Vorbilder zu finden, die die gleichen Eröffnungen spielen und sich dort das ein oder andere Manöver abzuschauen.

Abschließend möchte ich betonen, dass man meiner Meinung nach auch ohne ein umfangreiches und lernintensives Eröffnungsrepertoire ziemlich weit kommt. Viel wichtiger ist es, ein allgemeines Schachverständnis zu entwickeln, sich in unterschiedlichen Stellungstypen zurechtzufinden und auch nach der Eröffnungsphase vernünftige Züge zu machen. Nichtsdestotrotz kann dir das Lernen von Schacheröffnungen dabei helfen, direkt mit einem Vorteil in die Partie zu starten und ggf. auch den ein oder anderen leicht verdienten Sieg einzufahren.

Geschrieben von:
Melanie Lubbe Portrait mit Blick in die Kamera, grünes Oberteil.
Melanie Lubbe
Nationalspielerin und Schachtrainerin

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5 Antworten

  1. Lach, Habe es zwar gelesen, aber das Gendern hat mich doch sehr gestört, Was soll der Mist. Nicht einmal 5 % der Bevölkerung hält es für gut und es führt zwangsläufig zu einer Abwertung des Geschriebenen!

  2. Man kann die Verwendung von gendergerechter Sprache als störend empfinden. Allerdings fällt es mir schwer, die Unversöhnlichkeit in der Diskussion nachzuvollziehen. Schade, denn eine konstruktive Diskussionskultur gleicht oft einer Partie Schach und ist von Dialektik geprägt!

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