Die Netflix-Erfolgsserie „Das Damengambit“ hat Millionen Zuschauer:innen weltweit fürs Schach und die geniale Schachspielerin Beth Harmon begeistert. Die US-Amerikanische Mini-Serie, die auf dem gleichnamigen Roman (The Queen’s Gambit) aus dem Jahr 1983 von Walter Trevis basiert, wurde erstmals im Oktober 2020 ausgestrahlt. Seitdem hat die Serie nicht nur etliche Auszeichnungen gewonnen, sondern auch einen internationalen Schach-Boom ausgelöst.
Die Geschichte von Beth Harmon
Die Hauptdarstellerin Elisabeth Harmon (gespielt von Anja Taylor-Joy) wird im Alter von acht Jahren bei einem Autounfall mit ihrer Mutter zur Waise, lange nachdem ihr Vater sie beide verlassen hatte. Sie kommt in ein Waisenhaus in Kentucky, wo sie den Hausmeister überredet, ihr das spannende Spiel Schach beizubringen. Dieser weigert sich erst, weil er die damalige, weit verbreitete Meinung teilt, dass „Schach nichts für Mädchen ist“.
Die klasse Schülerin feiert schnell ihre ersten Erfolge im Spiel, bremst sich jedoch mit ihrer Sucht nach den Beruhigungspillen aus, die in dem Waisenhaus rücksichtslos an die Kinder verteilt werden, um sie ruhig zu stellen.
Mit 15 Jahren wird Beth Harmon schließlich unerwartet von den Wheatleys (einem kinderlosen Ehepaar adoptiert) und bekommt mit einer ausgeklügelten Taktik die Möglichkeit, an einem örtlichen Schachwettbewerb teilzunehmen. Sie gewinnt und bleibt den Rest ihrer Jugend dem Schach (damals eine Männerdomäne) treu. Beth Harmon spielt sich in die wichtigsten und bedeutendsten Turniere hoch und besiegt gnadenlos alle ihre Gegner. Bis auf einen: den russischen Schachspieler und amtierenden Weltmeister Vasily Borgov. Mit 22 Jahren muss Beth schließlich all ihren Mut und Ehrgeiz zusammennehmen, um sich endlich ihren Traum, Borgov zu besiegen und im russischen Eliteschach zu glänzen, zu erfüllen. Als sie kurz vor dem Scheitern steht, eilen ihre Waisenhaus-Freundin Jolene De Witt und andere Schachfreunde ihr zur Hilfe.
Am Ende der Serie schafft sie es, ihre Sucht zu überwinden, Borgov zu besiegen und vor allem zufrieden mit sich selbst zu sein.
Schach im Damengambit
Es ist nicht so einfach, die gespielten Schachpartien aus der Serie „Das Damengambit“ detailliert nachzuvollziehen. Meiner Meinung nach eignet sich das Buch dazu viel besser. Im Roman werden Beth Harmons Ideen, Taktiken und Gedankengänge sehr gut und spannend dargestellt. Als Leser:in erfährt man, wie Beth Harmon die Stellungen analysiert und zu verstehen versucht, wie sie die Schwächen der Gegner und ihre eigenen Stärken zum Angriff nutzen kann.
Was in der Serie allerdings gut gezeigt wird, sind die Emotionen, die die Spieler und Spielerinnen beim Spielen erleben. Alles natürlich etwas übertrieben und mit Musik unterstrichen präsentiert.
Der Titel des Buches sowie der Serie „Das Damengambit“ ist eine beliebte und auch eine der ältesten Schacheröffnungen. Zum ersten Mal wurde sie in dem Göttinger Manuskript von 1490 erwähnt. Um sie auf dem Brett erscheinen zu lassen, muss Weiß 1.d4 spielen und Schwarz mit d5 antworten. Darauf folgt 2.c4. Schwarz kann das Gambit entweder mit 2…dxc annehmen oder mit 2…e6 die Pläne von Weiß – auf Kosten eines eingesperrten weißfeldrigen Läufers – durchkreuzen. Mit dem Damengambit besiegt Beth nicht nur ihren stärksten Gegner, sondern gewinnt damit auch ihre erste Partie gegen Mr. Shaibel als kleines Mädchen im Methuen Waisenheim.
Eine weitere interessante Anmerkung ist, dass Garri Kasparow – ehemaliger Weltmeister und Elitespieler – als Berater für „Das Damengambit“ fungiert hat. Seine Aufgabe war es, ähnliche Partien wie die im Buch beschrieben wurden, von echten Spielern zu finden und sie für die Leinwand zu adaptieren. Die wahrscheinlich spannendste dieser Partien ist die von Beth gegen Borgov, die in Moskau in der letzten Folge gespielt wird. In Wirklichkeit ist sie an die Partie der Großmeister Wassyl Iwantschuk und Patrick Wolff angelehnt, die Remis (Unentschieden) endete. In der Serie begeht Borgov aber einen Fehler im 44. Zug, den Beth Harmon erfolgreich ausnutzt und somit die Partie gewinnt.
Schach-Boom nach dem Damengambit
Bestimmt haben die Pandemie und die daraus resultierenden Einschränkungen die perfekten Voraussetzungen fürs Schachspielen zum Zeitpunkt des Damengambits in 2020 erschaffen. Mit viel Zeit zu Hause ist es schließlich auch die perfekte Beschäftigung und dazu noch sinnvoll!
Die Verkäufe der Schachmaterialien erhöhten sich um bis zu 100 % und das Interesse an Schachvereinen und -Gruppen stieg auch bemerkenswert an. Frauen, Männer und Kinder jeden Alters hatten sich dank der Serie mit Beth Harmon mit dem Schachfieber infiziert. Vor allem wurden viele Initiativen für weibliche Schachspielerinnen erschaffen, da erstmals einem breiten Publikum klar wurde, wie gering der Anteil weiblicher Schachspielerinnen tatsächlich ist.
Außerhalb der Schach-Szene schlug die Schach-Begeisterung auch ein. Die Faszination und Liebe, die die Menschen für den fiktiven Charakter Beth Harmon empfanden, wurde reichlich in Fan Art auf Plattformen wie Instagram, Pinterest, Facebook und Twitter zum Ausdruck gebracht. Die Modewelt fing an, Schach „als intellektuelles Dekorationselement“ einzusetzen. Prominente posteten sogar Fotos von sich vor ihren Schachbrettern, um mit dem Trend zu gehen. Oft mussten Schachkenner:innen jedoch bei der Grundaufstellung der Figuren nachhelfen. In der Union Station in Los Angeles (USA) wurde sogar temporär ein riesiges Schachbrett an der Decke des Bahnhofs angebracht, um die beliebte Serie und das Schach zu würdigen.
Fazit zum Damengambit
Es gibt viele Filme und Serien, die Schach als dramaturgisches Element in die Geschichte einbauen. Häufig werden aber unrealistische oder gar fehlerhafte Szenen gezeigt. Das Damengambit stellt hier eine positive Ausnahme dar, da Atmosphäre und Spielsituationen zwar etwas übertrieben, aber durchaus realitätsnah dargestellt werden. Dem Drehbuchautor ist es gelungen, das Schach-Vokabular in verständliche Sprache zu gießen und gleichzeitig den Ansprüchen der Schachspieler:innen gerecht zu werden.
Beth Harmon wird zur Inspiration für Frauen, die Schach als ein tolles Hobby (wieder-) entdecken. Ein Effekt, von dem die Schachwelt nur profitieren kann!
Schach spielen wie Beth Harmon
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