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Trendsportart Schachboxen: Interview mit Weltmeisterin Alina Rath

Trendsportart Schachboxen: Interview mit Weltmeisterin Alina Rath

Schachboxen ist noch eine sehr junge Sportart, die erst 2003 von Iepe Rubingh (1974-2020) ins Leben gerufen wurde. Weltmeisterschaften gab es bis jetzt nur vier. Es fehlt noch an internationalen Standards und Transparenz, sagt die Kritik, aber immerhin hat sich seit der Geburt dieser Kombinations-Sportart einiges getan und Schachboxen gewinnt weiterhin an Popularität. Zum Beispiel haben sich die Schach-Streamerin Andrea Botez und die erfolgreiche Schachspielerin Dina Belenkaya im Dezember 2022 beim Event eines befreundeten Streamers einen grandiosen Schachbox-Kampf geliefert. Dieser brachte der Sportart viel Aufmerksamkeit in den sozialen Medien.

Auch in Deutschland findet sich eine wahre Schachbox-Kämpferin: die 35-jährige Alina Rath. Alina ist zweifache Weltmeisterin in ihrer Gewichtsklasse. Sie gewann die Weltmeisterschaft im Schachboxen 2019 und 2022. 

Als ehemalige Deutsche Blitzmeisterin im Schach (2010) ließ sie ihrer Gegnerin in der ersten Runde nicht den Hauch einer Chance. „Als Schachspielerin nehme ich das einzügige Matt gerne mit und lasse es nicht darauf ankommen“.

Alina Rath bei der Weltmeisterschaft im Schachboxen 2022
Alina Rath wird zur Siegerin der Schachbox-WM 2022 in Antalya erklärt. Bild: mit freundlicher Genehmigung von Alina Rath

Die gebürtige Berlinerin arbeitet hauptberuflich als Controllerin, das Schach- sowie Boxtraining kommen trotzdem nicht zu kurz. In einem sehr unterhaltsamen Interview mit Tatiana Flores verrät Alina alles, was man über Schachboxen wissen muss und beantwortet spannende Fragen rund um ihre eigenen Erfolge in dieser außergewöhnlichen Hybrid-Sportart.

Tatiana Flores im Interview mit Alina Rath

Was ist Schachboxen und wie geht das?

Alina Rath: Die Sportart Schachboxen ist relativ neu, deswegen haben auch viele Leute von ihr noch gar nicht gehört. Das ist eine Hybrid-Sportart, wo du halt wirklich Boxen und Schach miteinander kombinierst. Das geht dann so los, dass du erst mal drei Minuten Schach spielst, dann wird die Stellung eingefroren und dann boxt du drei Minuten. Zwischen den Runden hast du immer eine Minute Pause, um dich zu erholen, um den Puls runter zubringen. Nach der Box-Runde und der Pause spielst du deine Stellung drei Minuten weiter, dann wird diese wieder eingefroren und dann boxt du für drei Minuten. Du bekommst einen fließenden Übergang vom Schach zum Boxen und immer so weiter. Das geht so lange bis entweder die Zeit von einer der Schachuhren abgelaufen ist, wegen Schachmatt, oder halt durch ein k.o. beim Boxen.

Wie bist du zum Schachboxen gekommen? Was gefällt dir am meisten daran?

Alina Rath: Ich mache schon relativ lange Kampfsport, seit 12 Jahren ungefähr, und dann gab es in Berlin mal ein Event zum Schachboxen. Als ich das dann gelesen hatte, meinte ich zu einem Freund vom Schach: „Hey, wenn du das nächste Mal hingehst, sag Bescheid, denn ich würde gerne mitkommen und mir das ansehen.“ Ja … Gesagt, getan! (Lacht.) Ich kann mich an das Event noch sehr gut erinnern, weil das schachliche Niveau relativ niedrig war. Der eine Spieler hatte das Schäfermatt versucht, dabei den Läufer auf c4 statt auf b5 gestellt, aber trotzdem mit der Dame auf f7 geschlagen (Lacht.) Das ist mir halt in Erinnerung geblieben. Ich dachte mir einfach, dass ich das auch schaffen kann und so habe ich mich im Schachboxen versucht. Ich bin dann mal zum Probetraining gegangen und es hat mir viel Spaß gemacht, weil die Leute dort auch total cool sind. So bin ich eben dabei geblieben!

Am meisten daran gefällt mir, dass ich zum einen die Stimmung in unserem Gym sehr gerne mag, die ist sehr angenehm und dann natürlich der Spaß-Faktor. Ich finde gerade beim Schachboxen ist es lustig, wenn man merkt, wie die schachlichen Fähigkeiten nach einer Runde Boxen nachlassen. Man wundert sich, wie hoch auf einmal die Fehlerquote sogar bei guten Stellungen ist! Wenn der Puls natürlich noch ein bisschen hoch ist, dazu die Erschöpfung … Das ist dann halt echt lustig. Ich finde, man hat sehr viel Spaß dabei.

Schachboxen Weltmeisterschaft 2022, Alina Rath
Alina Zeigt nicht nur auf dem Schachbrett sondern auch im Ring Kampfgeist und Disziplin. Bild: mit freundlicher Genehmigung von Alina Rath

Wie und wo kann man als Laie mit Schachboxen anfangen?

Alina Rath: Aktuell gibt es noch nicht so viele Klubs. Es gibt einen in Berlin und einen in Köln. Wenn man in Berlin wohnt, würde ich einfach dazu raten, bei Google „Schachboxen Berlin“ einzugeben, dann kommt man auf uns auf die Homepage. Da stehen die Trainingszeiten,  nämlich trainieren wir fünf Mal die Woche. Zwei Mal Schachboxen, am Dienstag und Freitag, und drei Mal klassisches Boxen.

Alina gefällt am Schachboxen auch die freundliche Atmosphäre in ihrem Club. Bild: mit freundlicher Genehmigung von Alina Rath

Gibt es besondere Regeln beim Schachboxen, wie zum Beispiel eine Altersgrenze?

Alina Rath: Bei den Schachregeln gibt es tatsächlich ein paar Besonderheiten. Zum Beispiel spielen wir nicht nach den Fide-Regeln. Bei uns gilt selbstverständlich auch „berührt, geführt“, aber wenn die andere Person jetzt den König einstellt, dann zählt das als illegaler Zug und dann haben wir die Regel: „drei illegale Züge in der ganzen Runde verlieren oder vier insgesamt in der ganzen Partie“. Es ist nicht so wie beim Blitzschach, wo man eine Zeitgutschrift bekommt und beim zweiten Mal hat man gewonnen. Das ist halt etwas aufgeweichter.

Wie bist du zum Schach gekommen?

Alina Rath: Mein Vater hat mir relativ früh gezeigt, wie Schach geht. Mit 7 Jahren bin ich dann durch Zufall in einen Schachverein gekommen und dabei geblieben.

Siehst du dich als Vorbild?

Alina Rath: Genau. Also aktuell ist es so, dass ich und eine Freundin von mir, die Juliane aus München, die einzigen Frauen sind, die richtige Wettkämpfe hatten. Wir haben bei uns etwas Frauenzuwachs bekommen im Verein, das sind Frauen vom Schach. Wir sind trotzdem natürlich deutlich in der Unterzahl. Man muss sich ja nur überlegen, wie wenige Frauen wir beim Schach sind und das kombiniert mit einem Kampfsport, dann ist es halt noch schwieriger! Umso mehr freue ich mich, dass sich mehr Frauen vom Schach mittlerweile dafür interessieren und auch kommen, um sich das anzugucken.

Weltmeisgterinnen im Scvhachboxen: Juliana Baron und Alina Rath
Alina und ihre Freundinnen wünschen sich einen viel höheren Anteil an Frauen im Schachboxen, denn „wenn wir das können, können das die anderen auch!“ Bild: mit freundlicher Genehmigung von Alina Rath

Herzlichen Dank für deine Zeit, Alina! Melanie und ich wünschen dir weiterhin viel Spaß und Erfolg beim Schachboxen!

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Geschrieben von:
Portrait von Tatiana Flores, die in die Kamera schaut und lächelt.
Tatiana Flores
Journalistin, Schriftstellerin & Schachspielerin

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