Elisabeth Pähtz ist sowohl zum Vorzeigegesicht des Deutschen Schachs als auch zum Vorbild fürs weltweite Frauenschach geworden. Dabei bleiben ihre weiteren Interessen und Ausbildungen wie Gesang, Klavier und Fremdsprachen stets ein Hobby für die aktive Schachspielerin.
Wie alles begann: Elisabeth Pähtz wird von ihrem Vater trainiert
Die gebürtige Erfurterin würde ohne ihren Vater, den damaligen Schachmeister der DDR Thomas Pähtz, heute nicht Schach spielen. So schreibt es die 38-Jährige auf ihrer offiziellen Webseite. Grundlage für ihren Erfolg war unter anderem das Training, das ihr Vater ihr und ihrem Bruder regelmäßig gab, nachdem er sein Leben als professioneller Schachspieler für das Familienleben beendet hatte. Zum Glück ist das jetzt, wo sie seit Jahren die beste deutsche Schachspielerin und erfolgreiche Schachvideo und -Buchautorin ist, nicht mehr relevant. Erst vor kurzem hat Elisabeth einen weiteren großen Meilenstein ihrer Schachkarriere erreicht: als vierzigste Frau weltweit gelang es ihr, die Anforderungen des Großmeister-Titels im Schach zu erfüllen. Dass sie trotzdem weiterhin motiviert an ihren Zielen arbeitet, verrät Elisabeth auf ihrer Website:
Mein Leben ist und bleibt das königliche Spiel. Ich werde nie aufgeben, mir meinen schachlichen Traum zu erfüllen: eine Top 10 Platzierung in der Frauenweltrangliste.
Bereits früh erfolgreich: Elisabeth Pähtz entwickelt sich zur besten deutschen Schachspielerin
Aus schachlicher Sicht fing Elisabeth Pähtz sehr früh an, aufzublühen und konnte dementsprechend schon viele Siege in ihrem Leben feiern. Mit nur neun Jahren zum Beispiel gewann Pähtz 1994 in der Altersklasse U11 ihre erste Deutsche Meisterschaft der Mädchen und erspielte sich den sechsten Platz bei der Jugendeuropameisterschaft U10w in Rumänien.
Damit begann auch Elisabeths internationale Schachkarriere. In den kommenden Jahren folgten zahlreiche Top-Platzierungen bei Jugend-Europa- und Weltmeisterschaften. 2002 dann der erste Weltmeistertitel in der Altersklasse u18w, gefolgt von der Goldmedaille bei der Juniorinnen-Weltmeisterschaft 2005 in Istanbul.
Zwischen weiteren Erfolgen und Titeln bei erstklassigen Turnieren und Meisterschaften wurde die deutsche Nummer Eins der Frauen 2004 Internationaler Meister (IM) und 2022 kurz vor Jahresende Großmeister (GM).
Des Weiteren wurde Pähtz 2001, 2013 und 2016 Deutsche Frauen-Blitzmeisterin. Die Europameisterschaft der Frauen im Schnellschach gewann sie 2018, wo sie zusätzlich Vize-Europameisterin im Blitzschach wurde. Bei den Europameisterschaften der Frauen im Jahr 2019 holte sie Bronze. Auf ihrer Homepage findet man eine detaillierte Historie ihrer Erfolge im Schach: https://elisabeth-paehtz.de/vita
Während der Pandemie-Jahren fing Pähtz an, eine erhöhte Online-Präsenz als Schachspielerin zu zeigen. Sie veröffentlichte vermehrt Videos auf YouTube, veranstalte Online-Seminare, zeichnete Lehrvideos und -Kurse auf, die erfolgreich vom Publikum angenommen wurden.
Am 17. Oktober 2022 erschien dann ein von ihr lang ersehntes schriftliches Werk: „Wer den vorletzten Fehler macht, gewinnt. Strategien für das Spiel des Lebens“. Das Buch ist eine Autobiografie, die sich mit den verschiedenen Phasen ihres Lebens beschäftigt. Wichtige Punkte, die behandelt werden, sind unter anderem der Umgang mit Fehlern und die Diskriminierung des Frauenschachs. Eine kleine Schachecke zum Thema Taktik ist auch mit dabei.
Der Einsatz hat sich gelohnt: Elisabeth Pähtz erhält 2022 den GM-Titel
Ich denke, dass meine nächsten Turniere deutlich einfacher verlaufen werden, da der Druck bezüglich meines GM-Titels endlich weg ist. Es ist etwas Besonderes, den GM-Titel als erste deutsche Frau zu erreichen, aber ich bin mir sicher, dass ich nicht die Letzte sein werde!
Elisabeths erste GM-Norm
2011 wechselte Pähtz vom Schachclub Eppingen zum SV Hockenheim. Danach sicherte sie sich bei ihrer Debütsaison 2011/2012 für Hockenheim mit sechs Punkten aus neun Partien ihre erste GM-Norm und eine gute Platzierung für ihre Mannschaft.
Elisabeths zweite GM-Norm
Im rumänischen Mamaia verpasste Elisabeth Pähtz 2016 knapp den Sieg bei der Einzel-Europameisterschaft der Frauen. Als Trost durfte sie jedoch eine weitere GM-Norm mit nach Hause nehmen. Diese wurde nach der Erfüllung aller Kriterien für ihre dritte GM-Norm lange diskutiert, weil sie anscheinend formal nicht korrekt vergeben worden war. Nach dem Erhalt ihrer dritten GM-Norm entschloss man auf der FIDE-Ratssitzung vom 25. November in Jerusalem dann offiziell und endgültig, der Verleihung des Großmeistertitels (GM) für Elisabeth Pähtz zuzustimmen.
Elisabeths finale GM-Norm
Ganz überraschend erspielte Pähtz sich die dritte GM-Norm nach einer phänomenalen Leistung beim Grand Swiss Turnier der Frauen 2021 in Riga. Pähtz schaffte es auf den zweiten Platz, qualifizierte sich somit für den Women’s Grand Prix und bekam als persönlichen Preis oben drauf die dritte GM-Norm erteilt. Danach fing die schon erwähnte Kontroverse um ihre zweite GM-Norm an, die leider eine Weile andauerte.
„Der GM-Titel war eines meiner Ziele, auf das ich als Schachspielerin in meinem Leben hingearbeitet habe und ich bin stolz, dass ich dieses Ziel endlich erreicht habe“, kommentierte Elisabeth Pähtz ihre erbrachte Leistung.
Tatiana Flores im Interview mit Elisabeth Pähtz
Mit welchen Gefühlen werden Sie ihren GM-Titel empfangen?
Elisabeth Pähtz: Das kann ich ehrlich gesagt noch nicht wirklich sagen, da er immer noch nicht vor meinem Namen steht… Wenn es dann soweit ist, werde ich vermutlich erleichtert sein, denn während der letzten 10 Monate hat mich das Thema emotional stark beschäftigt. Es wird auf jeden Fall meinem Schach gut tun, da der Druck weg sein wird und ich dieses Kapitel endlich abschließen können werde.
Was begeistert Sie am Schach am meisten?
Elisabeth Pähtz: Ich war ehrlich gesagt, nie in “Schach an sich verliebt“. Vielmehr war es die Schachwelt, die meine Faszination weckte. In frühen Jahren lernte ich viele Menschen kennen, die mich teilweise heute noch immer begleiten und woraus enge Freundschaften entstanden sind.
Welche sind Ihre Stärken und Schwächen im Schach?
Elisabeth Pähtz: GM Dr. Robert Hübner attestierte mir vor einigen Jahren, dass ich weder signifikante Stärken noch Schwächen habe. Das könnte ich guten Gewissens unterschreiben.
Haben sich Ihre Schachträume seit Ihrer Kindheit im Laufe Ihres Lebens verändert?
Elisabeth Pähtz: Ich weiß gar nicht so recht, ob es Träume oder Ziele waren. Die meisten Ziele jedenfalls, die ich mir vorgenommen habe, konnte ich erreichen. Der Traum bleibt, einmal um die Schachkrone zu kämpfen, aber ich bin objektiv und glaube, dass dieser Zug zumindest im klassischem Schach, bereits abgefahren ist.
Wenn Sie jetzt als Erwachsene an ihre Kindheit bzw. Jugend zurückdenken, welchen Rat würden Sie sich selbst bezüglich des Schachs geben?
Elisabeth Pähtz: Als Frau oder Mädchen hat man es allgemein nicht immer leicht gehabt, sich in einer von Männern dominierten Gesellschaft zu behaupten. Ich habe leider erst mit Anfang 30 erkannt, dass man manchmal harte Entscheidungen treffen muss, um etwas zu verbessern. Könnte ich heute noch einmal die Uhr zurückdrehen, würde ich wesentlich früher für Gleichberechtigung kämpfen.
Warum sollte man Ihr neuerschienenes Buch „Wer den vorletzten Fehler macht, gewinnt“ lesen?
Elisabeth Pähtz: Das Buch ist eine Autobiografie, die sich mit den verschieden Lebensphasen meiner Person beschäftigt. Der Umgang mit Fehlern, die Beziehung Trainervater-Kind, die Diskriminierung des Frauenschachs während meiner Jugend, als auch die aktuellen Krisenjahre sind inhaltliche Kernpunkte.
Abgerundet wird das Ganze am Ende mit einer kleinen Schachecke zum Thema Taktik.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie in der Schachwelt ändern?
Elisabeth Pähtz: Ich würde dafür sorgen, dass es zu sämtlichen Top-Turnieren der offenen Klasse auch Frauenturniere gibt, sodass auch wir keine Zukunftsängste haben müssen.
Haben Sie eine witzige/skurrile Anekdote, die Sie mit uns teilen möchten?
Elisabeth Pähtz: Da fällt mir spontan leider nichts ein…
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Weitere interessante Artikel und Interviews mit Elisabeth Pähtz:
Elisabeth Pähtz im Internet:
- Offizielle Webseite: www.elisabeth-paehtz.de
- Instagram: @elisabeth_paehtz
- Twitter: @lisiko85
