Die Schachspielerin Hou Yifan ist der Inbegriff von Talent, Leidenschaft und harter Arbeit. Schon mit 16 Jahren gewann die Chinesin die Frauenschachweltmeisterschaft und wiederholte diesen Erfolg ganze drei Mal, bis sie damit aufhörte, um ein Zeichen für die Gleichberechtigung der Frauen im Schachsport zu setzen. Auch in akademischer und beruflicher Sicht bricht sie Rekorde: Sie wurde mit 26 die jüngste Professorin, die je an der Shenzhen-Universität gelehrt hat.
Wunderkind aus Xinghua: Hou Yifans Schach-Anfänge
Yifan (im Chinesischen ist der erste Name einer Person der Familienname und nicht der Vorname wie bei uns im Deutschen) wurde am 27. Februar 1994 in Xinghua, der Jiangsu-Provinz in China geboren. Ihre Mutter war Krankenschwester und hat sie später konsequent zu ihren Turnieren begleitet, während ihr Vater ein Magistrat war. Er kaufte seiner dreijährigen Tochter ihr erstes Schachbrett, als er ihre Faszination für die kleinen Schachfiguren bemerkte. Somit fing sie mit fünf Jahren an, regelmäßig Schach zu spielen. Schnell wurde sie stark genug, um ihren Vater und auch ihre Großmutter problemlos zu schlagen. Ab dann wurde klar, dass das Kind eine große Begabung hat. Mit zehn Jahren wurde sie an einer renommierten Schach-Akademie in Beijing angenommen, wo sie von führenden Großmeistern ihres Landes trainiert wurde. Um ihre Tochter bei ihrer Schach-Kariere besser unterstützen zu können, zogen ihre Eltern mit ihr 2003 nach Beijing. Eine öffentliche Schule hat Yifan nicht besucht, sie kam dafür in den Genuss des Hausunterrichtes. Als Teenager gab sie lesen und lernen als ihre beliebtesten Interessen an.
Jüngste Schach-Weltmeisterin der Geschichte: Hou Yifan erobert die Schachwelt
Mit gerade mal zwölf Jahren (im Jahr 2006) wurde sie zur jüngsten Schachspielerin, die an der Frauenweltmeisterschaft teilgenommen hat. Ein paar Jahre später gewann sie diese und wurde somit zur jüngsten Schachfrauenweltmeisterin der Geschichte. Ihren Titel verteidigte sie daraufhin drei Mal, bis sie sich entschloss, nicht mehr darum zu kämpfen. Damit wollte Hou Yifan ein Zeichen für die Gleichberechtigung weiblichen Spielerinnen im Schach zu setzen, wie sie in einem Podcast-Interview erklärt hat. „Ich dachte, es wäre an der Zeit, es laut auszusprechen und damit darauf aufmerksam zu machen.“ „Ich hatte die Hoffnung, dass sich dann was ändern würde“. Sie forderte damit, dass der Zyklus an Turnieren, die die Herausforderin der Titelträgerin bei der nächsten Frauenweltmeisterschaft entscheidet, dem der offenen Weltmeisterschaft (in der bis jetzt meistens nur Männer teilnehmen, obwohl diese Frauen und Männer gleich offen ist) angeglichen werden sollte. Mit ihrem Vorhaben hatte die junge Spielerin Erfolg und wenige Jahre später wurde der Turnier-Zyklus des Frauenschachs dem der offenen Weltmeisterschaft angeglichen.
2009 bekam Hou Yifan ihren Großmeister-Titel, die höchste Anerkennung der Spielstärke, die es im Schach gibt. Nur wenige Frauen besitzen diesen Titel, was ihre Errungenschaft in einem so jungen Alter noch herausragender macht und von großem Können zeugt. Der Frauengroßmeisterin-Titel (der ist nur für Frauen gedacht und erfordert eine geringere Spielstärke als der der „Männer“) wurde ihr 2007 erteilt.
Bei weiteren nationalen, internationalen und Eliteturnieren hat Hou Yifan ebenfalls beste schachliche Leistungen an den Tag gebracht und mit den besten Spielern mithalten können. Weitere nennenswerte Errungenschaften sind folgende: 2007 gewann sie als jüngste Spielerin der Geschichte die Chinesische Frauenweltmeisterschaft. Sie wurde bis jetzt die dritte Frau, die es geschafft hat, sich in die Top 100-Liste der Welt zu platzieren Ihr höchstes Rating betrug 2686, womit sie Platz 59 der Weltrangliste besetzte. Außerdem ist Hou Yifan seit vielen Jahren die ungeschlagene Nummer 1 der Frauenweltrangliste.
Auch akademisch erfolgreich: Hou Yifan wird jüngste Professorin der Shenzhen-Universität
Obwohl ihr chinesischer Trainer dagegen war, entschied sich Hou Yifan 2012 trotzdem für ein Studium an der Universität in Peking, wo sie internationale Beziehungen studierte. Später ermöglichte ihr ein Stipendium, ihren Master am St. Hilda’s College in Oxford, England in Öffentlichkeitspolitik zu machen. Wie ihr sehen könnt, hat sich Yifan trotz der großen Erfolge im Schach weiterhin sehr für ihr Studium interessiert und eingesetzt. Das wurde 2020 reich belohnt, indem sie mit 26 zur jüngsten Professorin wurde, die die Shenzhen-Universität je hatte. Dem Schachsport ist Hou Yifan dabei immer treu geblieben. Sie lehrt an der Universität Sportwissenschaften, wovon ein Fach auch Schach ist. Über was genau sie an der Shenzhen-Universität lehrt und wofür sie sich weiter engagiert, berichtet sie auch im Podcast.
Hou Yifan hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass Schach für sie nur ein Hobby ist. Sie arbeitet und engagiert sich sehr als Professorin an ihrer Universität, obwohl viele männliche Großmeister im Schach der Meinung sind, dass sie ohne weitere Arbeit an ihrem Schach die beste weibliche Spielerin bleiben wird. Um den absoluten Aufstieg in den Schachhimmel zu erreichen, müsste sie sich jedoch Vollzeit dem Schach widmen. Das möchte sie aber nicht, antwortet Hou Yifan in einem Interview, denn dann „wäre ich ja wie eine Schachmaschine und das will ich nicht“. Yifan erläutert, dass es ihr wichtig sei, auch ein echtes Leben zu haben. Sie möchte auch andere ihrer Interessen nachgehen können und nur solche Sachen machen, die ihrem Schach zugunsten kommen, die sie auch wirklich mag.
Yifan ist eine sehr starke und intelligente Frau, die ihre Leidenschaft für sich genutzt hat, um ihren richtigen Weg im Leben zu finden und einzuschlagen. Schach bleibt, obwohl sie nicht mehr an so vielen Turnieren teilnimmt wie früher, trotzdem ein sehr großer und wichtiger Teil ihres Lebens, der ihr immer noch viel Spaß bereitet. Sie ist wegen ihres Spielstil und ihrer Spielstärke ein großes Vorbild für viele Schachspielerinnen und Schachspieler jeden Alters der Schach-Community. Und das sympathischste dabei bleibt wahrscheinlich, dass Hou Yifan bodenständig geblieben ist und es geschafft hat, ihre Fähigkeiten nicht nur zum Erfolg, sondern auch zum eigenen Glück und der eigenen Zufriedenheit zu nutzen.
Weiteres über diese hochinteressante Frau erfährst du hier:
- Interview von Lilli Hahn mit GM Hou Yifan zum Jahr der Frauen im Schach: https://www.youtube.com/watch?v=nSDc6vSxtDI
- Die Rating-Seite von Hou Yifan der FIDE: https://ratings.fide.com/profile/8602980
- Mehr über Hou Yifan und die anderen besten Schachspielerinnen aller Zeiten: https://schachliebe.de/beste-schachspielerinnen/
- Quelle des Titelbildes: https://www.chessdom.com/interview-with-hou-yifan/
2 Antworten
Man hätte diesen Artikel,auch ohne diese feministischen Seitenhiebe verfassen können: Sachlich. So wird er zu einer Agitation (ja, einer milden, aber dennoch). Und das schadet der Sache aus meiner Sicht mehr, als dass es auf die Probleme der Frauen im Schach aufmerksam macht. Die im Übrigen nicht wirklich herausgearbeitet werden! Da gäbe es eine Menge zu schreiben, und gerade Yifan eignet sich eben sehr gut, um aufzuzeigen, was erreicht wurde, und wie weit der Weg aber noch ist. So bleibt der Artikel aber blass und oberflächlich.
Danke Wolfgang, guter Kommentar. Hab auch ihren Podcast mit Fliliz Osmanodja gehört. Da kam auch der pure Feminismus durch. Zum Glück hat sie nicht genug Reichweite.